Dafür, „dass du uns auf Bundesebene zum Sieger gemachte hast und mit dir Niedersachsen gewinnt“, überreichte Uwe Santjer (r.) an Lars Klingbeil (m.) und Ministerpräsident Stephan Weil eine Medaille zur Erinnerung an diesen Tag    Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ „Die SPD wird sexy sein…“. Mit diesem Papier zur Jugendarbeit gab SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil schon vor rund 20 Jahren als Juso den von ihm anvisierten Weg für die Sozialdemokraten vor. Ein Weg, der ihm so perfekt gelungen scheint, dass viele ihn schon als neuen Parteivorsitzenden im Doppelpack mit Saskia Esken sehen. Der einstimmige Zuspruch des SPD-Parteipräsidiums ist ihm schon sicher. Und auch die Delegierten der SPD-Nord-Niedersachsen stimmten am Samstag auf ihrem Bezirksparteitag in den Hapag-Hallen in Cuxhaven geschlossen für Lars Klingbeil.

„Die Sozialdemokratische Partei insgesamt bedarf seiner“

Ministerpräsident Stephan Weil kam als Gastredner dann auch nicht umhin dem SPD-Bezirk Nord-Niedersachsen für den Mann aus ihrer Mitte zu danken. „Es ist richtig gut, dass ihr euch entschieden habt, den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden für andere Aufgaben freizugeben“, sagte er unter dem Beifall der Delegierten. „Die Sozialdemokratische Partei insgesamt bedarf seiner“, betonte er und hob zu einem Loblied an: „Seitdem Lars den Generalsekretärsjob übernommen und in schwierigsten Zeiten den Laden zusammengehalten hat und am Ende das Ganze noch mit einer Wahlkampagne getoppt hat, die die SPD richtig noch vorne gebracht hat, das qualifiziert ihn wirklich für das Amt des Parteivorsitzenden. Er wird der SPD richtig gut tun.“

Soviel Lob war dem Genannten fast schon ein wenig peinlich. Er sei voller Demut, wenn er sehe, wer schon alles vor ihm Parteivorsitzender war. Doch Klingbeil gab auch zu: „Ich habe wirklich Lust, dieses Amt zu prägen, meinen eigenen Fußabdruck zu hinterlassen und die SPD voranzubringen.“ Und dankte gleichzeitig seinem Heimatbezirk. „Vieles von dem was ich machen werde und tun kann, habe ich hier im Bezirk Nord-Niedersachsen gelernt. Vielen Dank für das, was ihr mir mit auf den Weg gegeben habt“.
Der Bezirksparteitag war für die Sozialdemokraten auch ein Tag, sich selbst auf die Schultern zu klopfen. Mit einem „sensationellen Ergebnis“ habe die SPD bei der Bundestagswahl den Sprung auf den ersten Platz geschafft. Und die Sozialdemokraten aus Nord-Niedersachsen hätten daran einen großen Anteil, wie der Bezirksvorsitzende Uwe Santjer deutlich machte. Hätte sich doch aus diesem Bezirk die Abgeordnetenzahl verdoppelt.

„Geschlossenheit, Loyalität und Disziplin sind Basis für diesen politischen Erfolg“, so Weil. Ein Satz, den die Partei verinnerlichen müsse, wie Klingbeil findet. Er appellierte an die Genossen nicht zu vergessen was in den letzten Monaten passiert sei. Als Generalsekretär habe er auch eine Partei kennen gelernt, „die sich nur um sich selbst gedreht hat. Da war die Partei dominiert von Genossinnen und Genossen, die haben nur den eigenen Laden beschäftigt“. Der Wandel habe begonnen, „als wir endlich eine Situation hatten, wo nichts rausgestochen wurde, du nicht nachlesen konntest, was der eine über den anderen gesagt hat. Das hat uns stark gemacht, das hat den Bürgern gezeigt, die sind mit sich im Reinen, denen kannst du das Land anvertrauen“. Und verriet noch ein Geheimnis seines Erfolgs: „Gnadenloser Optimismus gehört mit dazu.“ Diesen Optimismus müsse man ausstrahlen. „Du wählst keine Partei, die nur am Jammern ist, du willst jemanden wählen, der ausstrahlt, dass er es kann und sich zutraut.“

Und noch ein Punkt habe zum Erfolg geführt. „Wir haben die SPD wieder zu einem Ort gemacht, an dem gesellschaftspolitische Debatten stattfinden.“ Das betreffe auch die anstehenden Veränderungen etwa in Richtung Klimaneutralität. Und so wichtig der Wandel in vielen Bereichen sei, sind sich Weil und Klingbeil einig, dass dies nur mit und nicht gegen die Menschen gelinge. „Wer versucht diese anstehende Transformation, die uns in vielen Lebensbereichen erfasst, erstmal anzuordnen, und der Rest hätte dann die Hacken zusammenzuschlagen, der wird scheitern. Wer hingegen verspricht, wir geben uns alle Mühe die Sicherheit der Leute in den Mittelpunkt zu stellen und mit zur Grundlage unserer Strategie zu machen, wer Sicherheit im Wandel zu seiner Botschaft macht, der wird Erfolg haben“, betonte Weil. Und Klingbeil machte Mut, den anstehenden Veränderungen positiv gegen­überzutreten. „Leute, ich sag euch, wenn wir das richtig machen mit der Klimaneutralität, mit der digitalen Transformation, dann wird das dazu führen, dass der Industriestandort Deutschland gestärkt wird“.

Im Anschluss an die mit Beifall und Standing Ovations bedachten Reden von Weil und Klingbeil standen die Wahlen zum Bezirksvorstand an. Uwe Santjer wurde mit 95 Prozent der Stimmen als Vorsitzender wiedergewählt. Ihm zur Seite stehen als Stellvertreter Christina ­Jantz-Herrmann (Landkreis Osterholz), Kai Koeser (Landkreis Stade), Lasse Rebbin (Landkreis Rotenburg) und Sebastian Zinke (Landkreis Heidekreis).

Die endgültige Entscheidung für die Doppelspitze Lars Klingbeil/Saskia Esken trifft die SPD auf ihrem Bundesparteitag am 10. bis 12. Dezember in Berlin.